Bandscheibenvorfall – Wenn der Rücken schmerzt

Der Bandscheibenvorfall, auch Bandscheibenprolaps oder umgangssprachlich Prolaps genannt, ist eine orthopädische Erkrankung. Im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls kommt es zur schmerzhaften Verschiebung einer oder mehrerer Bandscheiben aus der Wirbelsäule heraus in den Wirbelkanal.

Bei einem Bandscheibenvorfall verschieben sich eine oder mehrere Bandscheiben aus der Wirbelsäule in den Wirbelkanal.
Bei einem Bandscheibenvorfall verschieben sich eine oder mehrere Bandscheiben aus der Wirbelsäule in den Wirbelkanal.

Das im Wirbelkanal befindliche Rückenmark mitsamt seiner zahlreichen Nerven wird auf diese Weise gereizt, es kommt zu Schmerzen, Missempfindung und teilweise zur völligen Unbeweglichkeit des Rückens oder einzelner Gliedmaßen.

Die Vorstufe zum Bandscheibenvorfall ist die Bandscheibenvorwölbung, bei der jedoch der Knorpelring, der die Bandscheibe hält, nicht durchtrennt wird. Beim Bandscheibenvorfall hingegen reißt dieser Faserknorpelring teilweise oder ganz ein, die Bandscheibe kann sich verschieben. Bandscheibenvorfälle finden ihre Ursache zumeist in Überbelastung und Haltungsfehlern, besonders häufig ist die untere Lendenwirbelsäule betroffen. Seltener hingegen sind Bandscheibenvorfälle in der Brustwirbelsäule, dem stabilen Mittelstück.

Wie kommt es zu einem Bandscheibenvorfall?

Ein Bandscheibenvorfall ist in der Regel das Ergebnis einer langfristigen Überlastung und Schädigung der Faserknorpelringe und der zwischen den Bandscheiben liegenden Membranen. Ursächlich sind zumeist jahrelange Über- oder Fehlbelastungen, konstantes Übergewicht, Haltungsfehler, Bewegungsmangel, genetische Dispositionen und nicht zuletzt auch Schwangerschaften. Durch die Zunahme des Körperumfangs und die oftmals gleichzeitige Entstehung eines Hohlkreuzes, werden die Bandscheiben punktuell zu stark belastet. Zumeist entsteht ein Bandscheibenvorfall in drei Stufen, nämlich der Bandscheibenvorwölbung, dem Prolaps an sich und dem abschließenden Absterben des Bandscheibengewebes.

Weitere häufige Fragen & Antworten zum Bandscheibenvorfall finden Sie unter dem Menüpunkt FAQ

Bandscheibenvorwölbung

Die Bandscheibenprotrusion, also die Vorwölbung der Bandscheibe, wird im Volksmund häufig fälschlicherweise als Bandscheibenvorfall bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich bei der Protrusion aber um eine Wölbung der Bandscheibe in Richtung Rückenmark, ohne dass dabei der Faserknorpelring durchtrennt ist, es tritt also kein Gallertkern nach außen.

Schmerzen treten in betroffener Region auf
Die Bandscheibenvorwölbung äußert sich symptomatisch deutlich anders als der Prolaps. Sie löst nämlich starke bis sehr starke Schmerzen unmittelbar in der Region aus, in der sie besteht. Wölbt sich also eine Bandscheibe im Bereich der Lendenwirbelsäule, entsteht der klassische Hexenschuss mit starken Schmerzen und vorübergehender Steifheit der unteren Wirbelsäule.

Bandscheibenvorfall

Beim Bandscheibenprolaps, dem direkten Vorfall, kommt es zum Einreißen des knorpeligen Faserrings einer oder mehrerer Bandscheiben. Im Verlauf tritt der gallertartige Bandscheibenkern durch diesen Riss nach außen ins Rückenmark und legt sich auf Nervenenden, die dadurch eingeklemmt werden.

Schmerzen strahlen aus
Der Bandscheibenvorfall äußert sich mit ausstrahlenden Schmerzen in den Extremitäten und Missempfindungen, zum Beispiel Taubheitsgefühlen in den Zehen oder Fingern. Auch Symptome wie Hautkribbeln, Brennen oder Stechen können auftreten. Die Bandscheibenprotrusion kann durch Fehlhaltungen oder plötzliche, ungewöhnliche Bewegungen entstehen. Klassischerweise tritt sie häufig in gebückter Haltung oder bei nach vorn geneigtem Oberkörper auf.

Bandscheibenvorfall infolge einer Bandscheibenvorwölbung
Der Prolaps resultiert häufig aus einer Bandscheibenvorwölbung und ist meist das Ergebnis langer Fehlbelastungen oder starker körperlicher Arbeit. Punktuelle Druckbelastungen der Bandscheiben, etwa beim Krümmen des Oberkörpers oder beim schweren Tragen, lassen das Knorpelgewebe spröde und porös werden, bei andauernder Belastung reißt der Knorpelring ein, ein Bandscheibenprolaps entsteht.

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Sequestration

Unter einer Sequestration versteht die Medizin das Absterben ehemals gesunden Gewebes. Eine vorgefallene und im Laufe der Zeit abgestorbene Bandscheibe nennt sich daher Sequester. Bei der Sequestration stirbt nicht nur der gallertartige Wasserkern der Bandscheibe ab, sondern auch der Knorpelfaserring. Abgestorbenes Gewebe kann dem Körper gefährlich werden, denn es behindert die Wundheilungsprozesse und kann zu entzündlichen Reaktionen führen, die ein weiteres Absterben gesunden Gewebes begünstigen. Aus diesem Grund müssen Bandscheibensequester in jedem Fall chirurgisch entfernt werden.

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Ursachen für einen Bandscheibenvorfall

Fehlbelastung der Wirbelsäule am häufigsten

Die häufigste Ursache für einen Bandscheibenvorfall ist die dauerhafte Fehlbelastung der Wirbelsäule. Sie können sich den Prolaps also als Verschleiß des äußeren Knorpelringes vorstellen. Dieser Verschleiß entsteht in jungen Jahren hauptsächlich durch falsche Sitzhaltung oder körperliche Überbelastung, wie sie in einigen Berufsgruppen gang und gäbe ist. Aber auch das Altern des Körpers zieht Verschleiße nach sich, weswegen Bandscheibenvorfälle oftmals ältere Menschen betreffen. Auch Unfälle können einen Bandscheibenvorfall, zumeist im Bereich der Halswirbelsäule, nach sich ziehen.

Bandscheibenvorfall durch Verschleiß und Alter

Wie Knochen und Gelenke werden auch Knorpel mit zunehmendem Alter und nach jahrelanger Belastung spröde, sie verlieren an Flexibilität. Der Knorpelring wird brüchiger und reißt schneller ein, als es bei jungen und unbelasteten Menschen der Fall ist. Vom klassischen Altersverschleiß sind in etwa zwei Drittel aller Bandscheibenvorfall-Patienten betroffen. Auch in jüngeren Jahren kann es zum Verschleiß der Bandscheiben kommen, vor allem durch einseitige Überbelastung des Rückens und unzureichenden Bewegungsausgleich.

Bandscheibenvorfall durch Unfall

In den seltensten Fällen wird der Bandscheibenprolaps durch einen Unfall ausgelöst. Passiert es doch, ist in der Regel die empfindliche Halswirbelsäule betroffen. Im Bereich der Lenden- und Brustwirbelsäule treten selten Unfallschäden auf, da die Gallertkerne selbst sehr starke Stöße, wie etwa bei einem Autounfall, gut abfangen und brechen. Die Halswirbelsäule ist jedoch deutlich empfindlicher. Bei Stürzen oder Autounfällen, wenn der Kopf ungehindert aufstößt, kann der Knorpelring spontan einreißen. Zu Bandscheibenvorfällen im Bereich der Halswirbelsäule kommt es nur in etwa einem von 100 Fällen.

Nach einem Bandscheibenvorfall – Sport, Beruf, Reha